Über 400 Jahre Hochschule und über 60 Jahre Studentenverbindungen in Burgsteinfurt.
Im Jahre 1591 gründete Graf Arnold der IV von Steinfurt die Hohe Schule. Damit wurde in Burgsteinfurt ein Hochschulstudium in den vier klassischen Fakultäten Theologie (evangelisch-reformiert), Philosophie, Medizin und Jura möglich.
Die somit älteste Hochschuleinrichtung in Westfalen, nach Straßburger Vorbild gegründet, umfasste zwei Abteilungen. Eine schola classica (Lateinschule entsprechend der heutigen gymnasialen Oberstufe) und eine schola puplica (Hochschule).
Die Hohe Schule in Burgsteinfurt hatte allerdings wie etliche weitere Hohe Schulen in Deutschland den Mangel, das sie keinen akademischen Grad verleihen konnte. Die Universitäts-Privilegien, die die Verleihung der akademischen Grade gestatteten, wurden zu jener Zeit vom Papst oder vom deutschen Kaiser verliehen. Da aber Graf Arnold IV wegen der Einführung des evangelisch-reformierten Bekenntnisses in seinen Territorien mit dem Kaiser im Rechtsstreit lag, hat er gar nicht erst versucht, vom Kaiser für seine Hohe Schule Universitäts-Privilegien zu erbitten. Dass der Papst diese Rechte für eine evangelisch-reformierte Hochschule nicht ausstellen würde, war selbstverständlich.
Die fehlenden Privilegien sagten jedoch nichts über die Qualität des Studiums aus, da bedeutende Professoren nach Burgsteinfurt zogen. Erwähnt seien nur der Jurist Johannes Althusius, der reformierte Theologe Conrad Vorstius, die Juristen der Familie Pagenstecher, der Arzt und Mathematiker Johannes Gigas und der Mediziner Christoph Ludwig Hoffmann.
Auch für die Studenten waren die fehlenden Privilegien kaum von Nachteil, weil der akademische Grade im eigenen Lande nicht benötigt wurde. Wer trotzdem darauf Wert legte, konnte seine Graduierung an Universitäten wie Groningen, Hardewijk oder Leyden erwerben, da die Studien in Burgsteinfurt mit einer Dissertation und deren Disputation abgeschlossen wurden.
Im 17. und 18. Jahrhundert fehlte es aufgrund der vielen Kriege an Finanzmitteln, wodurch die Grundlage dieser Hochschulen sehr geschmälert wurden. Im Jahre 1806 schloss Napoleon die Hohe Schule in Burgsteinfurt. Erst 157 Jahre später – in den 60er Jahren erkannte man den Bedarf an einer Ingenieurschule für Maschinenwesen in Burgsteinfurt.
Der Anstoß dafür kam aus der Textilindustrie. Am 1. April 1963 begann der Unterricht für 36 Studenten in der Abteilung Produktionstechnik. Im Oktober des gleichen Jahres wurde die Ingenieur-Corporation Burginia zu Burgsteinfurt gegründet.
Im Jahre 1964 kam die Abteilung Maschinenbau und 1965 die Abteilung Elektrotechnik hinzu. Allerdings starb die Abteilung Produktionstechnik schon nach 10 Semestern aus. Die Abteilungen Allgemeine Chemie, Gas, Wasser, Heizungs- und Klimatechnik wurden 1967 und 1969 eröffnet.
Die Unterbringung der Ingenieurschule erfolgte zunächst in der ehemaligen Tabakfabrik Rotmann und später auch noch im alten Gebäude des Gymnasiums Arnoldinum in der Wasserstraße. Die stetig steigende Zahl an Studenten forderte schon bald einen Neubau für die Ingenieurschule.
Im Frühjahr 1968 begann man mit den Baumaßnahmen und 1972 konnten die ersten Räume des Gebäudes bezogen werden. Die offizielle Einweihung durch den damaligen Minister für Wissenschaft und Technik, Johannes Rau, fand am 35. Juni 1976 statt.